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Aus der Grafik ist zu erkennen, dass die tatsächlich erzeugten Qualitäten des Olivenöls nicht in der gleichen Menge im Handel wieder zu finden sind. Da fragt man sich sofort, wie es eigentlich zu der enormen Vermehrung "Nativer Olivenöle Extra" und zur Verringerung "nativer Olivenöle" kommen kann.
Gefälschtes Olivenöl und riesiger Kundenbetrug
Olivenöl wird meistens von weltweit agierenden Großproduzenten vermittelt, für die nicht Geschmack, sondern Verfügbarkeit und Preis im Vordergrund stehen. Der einfachste Weg für sie ist es, auf dem Etikett ein "natives Olivenöl" einfach als "natives Olivenöl extra" zu deklarieren - ganz im Wissen, dass die Behörden das nicht kontrollieren und Verbraucher es auch nicht herausfinden können oder meistens auch überhaupt wollen.
Die EU-Verordnung zwingt nahezu alle Produzenten, aus jeder Olive Öl der höchsten Güteklasse zu erzielen oder besser gesagt "nativ extra" auf dem Markt zu bringen.
Da das aus vielerlei Gründen natürlich nicht möglich ist, liegen Täuschung oder Betrug deshalb heute darin, alle Produkte als höchste Güteklasse auszuzeichnen.
So treffen die Fälschungen einen anspruchslosen Markt besonders hart.Oft wird minderwertiges Olivenöl als hochwertiges ausgegeben, oder es werden sogar Soja- oder Rapsöle mit industriellem Chlorophyll gefärbt und mit künstlichen Aromen angereichert, damit sie wie Olivenöl aussehen und schmecken.
Durch falsche Lagerung kann Olivenöl auch ranzig werden, denn es oxidiert durch Luft, Licht und Wärme. Es wird dann oft mit nativen Ölen vermischt und gelangt so wieder in den Handel mit der Kennzeichnung "nativ extra".
Dabei sind leicht erkennbare Olivenölfälschungen eine Seltenheit, denn gewöhnlich studieren die Panscher die Analysenmethoden der Lebensmittelpolizei, damit die Verfälschungen nicht erkennbar sind.
Neben den Aktivitäten des organisierten Verbrechens gibt es beim Olivenöl auch noch die legalen Fälschungen.
Die Olivenölverordnung stuft nämlich die sensorische Bestimmung zur Klassifizierung eines Olivenöls als höher gegenüber der chemisch-analytischen ein. Deshalb haben die Täuscher, nur durch Beimischung von einigermaßen gutem mindestens "nativem Olivenöl", den schlechten Geschmack zu verstecken.
Wie gut ein Olivenöl schmeckt, kann eine Analyse sowieso nicht anzeigen, sondern nur Anhaltspunkte geben. Auch ist es auch für den Verbraucher durch Geruchs- und Geschmacksproben schwierig zu erkennen, ob ein Olivenöl tatsächlich diese Qualitätsanforderungen erfüllt.
Große Schwierigkeiten ergeben sich zusätzlich für die Prüflabors durch die viel zu lockeren Gesetze, wenn es zu den Einzelheiten kommt.
"Nativ extra" ist nämlich eine Kategorie, die durch viele Geschmacksmerkmale, eine mechanische Pressung und einen Höchstgehalt an Fettsäuren gekennzeichnet ist. Dabei sind die Grenzen großzügig hoch angesetzt und ein hoher Anteil minderwertiger Öle kann den Wert wieder weit unter den gesetzlichen Grenzwert zurück führen.
Mischt ein Hersteller daher zu einem geringen Anteil hochwertiges Olivenöl mit chemisch raffiniertem Olivenöl, so schmeckt das Endprodukt immer noch "nativ extra" und besteht den Test.
Olivenölmischungen mit geringer Qualität fördern den massiven Betrug
Mischungen verschiedener Olivenöle, hergestellt aus verschiedenen Sorten, dienen also dazu Öle im Geschmack zu standardisieren und gesamthaft einen qualitativen Gesamteindruck zu erzeugen - echte Qualität egal. Dabei sind Angaben zu den enthaltenen Olivensorten auf dem Etikett oder in der Beschreibung des Olivenöls freiwillig.
Olivenöle, die aus Ölen verschiedener Ursprungs‐Länder gemischt werden, sollen – tragen aber nicht immer - auf dem Etikett die folgenden Kennzeichnungen:
"Mischung von Olivenölen aus der Europäischen Union" (z.B. aus Italien, Spanien und Griechenland)
"Mischung von Olivenölen aus Drittländern" (z.B. aus Marokko und der Türkei)
"Mischung von Olivenölen aus der Europäischen Union und aus Drittländern" (z.B. aus Spanien und der Türkei)
"Nativ extra" bezeichnet Olivenöle der ersten Güteklasse und ist in der europäischen Olivenöl-Ordnung als das beste Olivenöl definiert. Das Öl muss hierfür fehlerfrei im Geruch und im Geschmack sein.
"Natives" Olivenöl gehört zu der zweiten Güteklasse, die leichte sensorische Fehler erlaubt.
Weist das Olivenöl allerdings deutliche Fehler auf, ist es zum Beispiel ranzig oder riecht es muffig,dann wird es als Lampantöl eingestuft. Dieses Öl ist nicht zum Verzehr zugelassen und muss deshalb raffiniert werden.
Raffiniertes Olivenöl ist also ein durch Raffinieren von Olivenölen gewonnenes Öl. Das Raffinieren, mittels Bleicherden und durch
Desodorisieren führt zu einem geschmacksneutralem Öl.
Auch findet man die Deklaration "Olivenöl" ohne den Zusatz "nativ extra".
Hier handelt es sich um eine Mischung aus raffiniertem Olivenöl mit einem variablen Anteil an natives Olivenöl extra. Der Mischungsanteil ist nicht vorgeschrieben und je höher der Anteil an nativem Olivenöl, desto intensiver ist der Geschmackseindruck. Aus rein wirtschaftlichen Gründen wird jedoch in der Regel eine Beimischung von maximal 10% bis 20% nativem Olivenöl vorgenommen.
Unabdingbar muss es also bei einer Klassifizierung möglich sein, Produkte in der jeweiligen Klasse mit der jeweils eigenen Individualität des Öls zu beschreiben. Denn bisher ist den Produzenten mit der Olivenölverordnung nicht jede Etikettierung erlaubt. Sie dürfen ihr Olivenöl z.B. nur "natives Olivenöl extra aus Griechenland" nennen - mehr nicht. Gibt es für die Region ein anerkanntes D.O.P. Gebiet, darf es noch spezifizierend hinzugefügt werden. Aber es ist z.B. nicht mehr erlaubt, die Olivensorte oder andere Einzelheiten anzuführen.
Nur so aber wäre eine Marktchance für die Klein- und Mittelgroßproduzenten möglich.Individualität und Qualität, die Großbetriebe in großen Mengen auf keinen Fall erreichen können und deshalb nur Masse produzieren um den Wettbewerb über den Preis zu führen.
Olivenöl bleibt deshalb das am häufigsten gefälschte Lebensmittel in Europa und nur durch ein gesteuertes Einkaufsverhalten mit neuen und strengeren Bestimmungen könnte sich das ändern. Auf das Etikett "nativ extra" ist also nur bedingt Verlass.
Hochwertiges Olivenöl erkennt man nur an Geschmack, Farbe, Aroma und Charakter!
Verbraucher, die sich ein Urteil aus Mangel an Erfahrung nicht zutrauen, sollten sich an den Feinkosthandel, an kleine Produzenten oder noch an Direktvermarktern in Urlaubsländern wenden.
Nicht zu vergessen! Es sollte schließlich eine Mühle sein, die hochwertiges Olivenöl herstellt und keine Chemiefabrik.