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11-06-2021

Fachliches:
Klassifizierung von Olivenöl

''Olivenöl'' ist leicht gesagt, aber für Verbraucher wird es immer schwieriger herauszufinden, welche Arten von Olivenöl es gibt und welche Qualitätsmerkmale sie bei der Auswahl  beachten müssen.


Die EU ist da bei der Erzeugung, beim Verbrauch und beim Export von Olivenöl führend. Die Kategorisierung oder auch Klassifizierung genannt, wurde deshalb von der EU eingeführt um eine kontrollierbare Qualität für das Olivenöl am Markt zu etablieren, den Handel zu erleichtern, gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Erzeuger zu gewährleisten und dem Kunden dabei wieder Vertrauen in Etikett und Namen zu geben

Daher muss jedes  in Europa produzierte und verkaufte Speiseöl strenge, von der EU festgelegte Parameter einhalten. Diese Parameter drücken sich in den Handelsklassen aus, die eine Unterstützung beim Verständnis der Etiketten und bei der bewussten Orientierung in der Auswahl des Olivenöls darstellen.

Einteilung der Güteklassen

Hier  ist es notwendig  zu klären, was unter Qualität beim Olivenöl zu verstehen ist und wie diese von der Kommission gesetzlich  geregelt und klassifiziert wird:

''Zur Herstellung und zur Gewinnung von nativem Olivenöl sind ausschließlich mechanische oder sonstige physikalische Verfahren unter Bedingungen zulässig, die nicht zu einer Verschlechterung des Öls führen. Zur Reinigung und zur Abtrennung sind Waschen, Dekantieren, Zentrifugieren und Filtrieren zulässig.

Öl, das mittels Lösungsmitteln, chemischen oder biochemischen Hilfsmitteln oder durch Wiederveresterungsverfahren gewonnen wurde, sowie jede Mischung mit Ölen anderer Art gilt nicht als natives Olivenöl.''

Natives Olivenöl wird ausschließlich in folgenden Güteklassen und Bezeichnungen eingeteilt:

  • Natives Olivenöl Extra
    Der Ausdruck "Natives Olivenöl extra" bezeichnet natives Olivenöl mit einem Gehalt an freien Fettsäuren, berechnet als Ölsäure, von höchstens 0,8 g je 100 g sowie den sonstigen für diese Kategorie von der Kommission gemäß Artikel 75 Absatz 2 vorgesehenen Merkmalen.

  • Natives Olivenöl
    Der Ausdruck "Natives Olivenöl" bezeichnet natives Olivenöl mit einem Gehalt an freien Fettsäuren, berechnet als Ölsäure, von höchstens 2 g je 100 g sowie den sonstigen für diese Kategorie von der Kommission gemäß Artikel 75 Absatz 2 vorgesehenen Merkmalen.

  • Lampantöl
    Der Ausdruck "Lampantöl" bezeichnet natives Olivenöl mit einem Gehalt an freien Fettsäuren, berechnet als Ölsäure, von mehr als 2 g je 100 g sowie den sonstigen für diese Kategorie von der Kommission gemäß Artikel 75 Absatz 2 vorgesehenen Merkmalen.


Analysemethoden und Einstufung


Ebenfalls  wurde festgelegt, dass die Klassifizierung auch anhand zweiter Punkte festzumachen, nötig ist. Zum einen an Geschmack und Aroma "organoleptische Prüfung", zum anderen anhand einer chemischen Analyse.

Bei der chemischen Analyse werden vor allem die freien Ölsäuren kontrolliert, diese sind ein objektives Qualitätsmerkmal des Olivenöls. Je niedriger die ''freien'' Ölsäuren, desto besser das Öl.

Neben den Richtwerten der chemischen Analyse kann auch Geschmack, Aroma und Farbe zu einer Abwertung in niedrigere Güteklassen führen. Es ist hier anzumerken, dass natives Olivenöl das einzige Speiseöl ist, welches durch Gesetz absolut naturrein und ohne chemische Zusätze und Extraktionsverfahren gewonnen werden muss und die sensorische Prüfung wird in einem genau vorgeschriebenen Vorgang durchgeführt. 


Nur eine geringe "nativ extra" Prozentzahl repräsentiert die tatsächliche Weltproduktion... 

Dieser Vorgang  erfordert einen gut überwachten Olivenanbau mit einer frühen Ernte gesunder Früchte sowie sehr strenge und auf Qualität ausgerichtete Produktionsverfahren. So  führt das zu einem relativ teuren Lebensmittel, insbesondere wenn wir es mit anderen Ölen pflanzlicher Herkunft vergleichen und  der finale Produktpreis gibt den Konsumenten leider oft keinen Aufschluss über die Qualität des Olivenöls.

Dazu wird verlangt, dass ein natives Olivenöl bis zum letzten Tag seines Mindesthaltbarkeitsdatums seine Anforderungen erfüllt. Das bedeutet keinen Qualitätsverlust und das ist in den meisten Fällen unmöglich.

Nur sehr wenige abgefüllte Olivenöle, die als ''Extra Natives'' gekennzeichnet und im Markt eingeführt sind, können diese verpflichtenden Auflagen erfüllen. Deshalb kann die große Mehrheit des heute  produzierten Olivenöls nicht von erster  Güte sein.

"So viel Aufwand und Mühe für die Schaffung eines außerordentlichen  Produktes, und das in einer Zeit, in welcher der eigentlichen Warenkategorie Olivenöl praktisch überall auf der Welt so wenig Wert beigemessen wird."

Kleinbauer haben daher oft aus rein wirtschaftlichen Überlegungen kein Interesse, zugunsten qualitativ hochwertiger Oliven einen deutlich höheren und somit kostspieligeren Ernteaufwand zu betreiben.


...und im Handel kaum zu finden

Die Olivenölindustrie setzt immer mehr auf Olivensorten, die  mechanisiert zu ernten sind und  eine hohe Ölausbeute versprechen. So kommt es zu einer systematischen Vereinheitlichung, nicht nur in der Produktion, sondern auch den Geschmack der Öle betreffend. Das bedeutet praktisch, dass der größte Teil der  Olivenölproduktion  sich heute auf eine höchstmögliche Ausbeute zum tiefst möglichen Preis konzentriert.

Das bringt die Verbraucher dazu, Olivenöl nicht mehr als einzigartiges Lebensmittel, sondern als bloße Ware  zu betrachten. Jeder kennt die ''2 für 1'' Angebote  aus dem Supermarkt. Entsprechend schwierig wird es daher, den Preis für Olivenöl im Lebensmitteleinzelhandel wieder auf ein verträgliches Niveau zu bringen.

''Extra Natives Olivenöl'  bleibt daher eine  Rarität und es wäre aussichtslos, einfaches Olivenöl als Champagner zu vermarkten ohne einen  Betrug beim Olivenöl ungehindert einzubürgern. Schon allein deshalb, weil die Leute von Wein oder anderen Produkten viel mehr verstehen als von Olivenöl."

Hochwertige Olivenöle bleiben in den Supermarktregalen unterschätzt, weil die Etikette nicht beeindruckend wirkt oder man einen abweichenden Analysewert für irgendeine Ölsäure gefunden hat. Die Beratung und das Wissen über Olivenöl hält sich hierbei beim Personal meist in Grenzen und für Verbraucher ist es eher eine Notlösung.

Um tatsächliche Spitzenöle zu bekommen sollte  der Interessente bei lokalen Ölmühlen oder besser direkt beim Direktvermarkter in Urlaubsländern anfragen. Online Vertriebe bieten dabei eine gute Lösung, denn sie bieten  Olivenöl aus ihren eigenen Sortiment und nur aus ihrer bestimmten Region. Zusätzlich kann der Verbraucher dabei den Händler seines Vertrauen einbinden. Er hilft bei Fragen, die im Supermarkt nicht geklärt werden können und wird sich immer wieder melden  um seine Beziehung und das Kundevertrauen zu verstärken.

Was zur Schlussfolgerung folgt ist, dass echtes ''natives Olivenöl extra'' ein hochwertiges Lebensmittel mit vielen gesundheitlichen Vorteilen ist. Jedoch erfordert Qualität ein Engagement und im weitesten Sinne auch einen gewissen Qualitätsanspruch des Käufers.

Deshalb sollte der Großteil des heute angebotenen Olivenöls als das zu bezeichnen werden, was es wirklich ist, nämlich einfaches ''natives Olivenöl''.

Deutlich  ausgedrückt: ''Extra Natives Olivenöl '' ist und bleibt eine Seltenheit.

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